Schützenfest im Herzen der Gemeinde (Westfälische Nachrichten am 11.09.2025)
Lienen -
Der Schützenverein Lienen-Holzhausen hat sein traditionelles Schützenfest gefeiert. Höhepunkt der Veranstaltung war das Vogelschießen am Sonntag, bei dem sich Tobias Fett die Königswürde sicherte. Zu seiner Königin wählte er Lara Uhlenbusch.
hintere Reihe: Michael Köning, Jens Petroll, Stephan Hüwelmann (Prinzgemahl), Manuel Flechner, Michael Wittmann (alle Ehrenherren)
Königin: Olga Hüwelmann
Kinderkönig: Moritz Wittmann
Kinderkönigin: Lina Diekmeier
Kinderhofstaat: Mattes Sandkämper + Juna Flechner
Vereinsmeisterschaften:
1) Daniel Weiper (95 Ringe)
2) Jan Möllmann (93 Ringe)
3) Gerd Kaßling (91 Ringe)
1) Lea Bolsmann (97,5 Ringe)
2) Wiebke Fett (95,5 Ringe)
3) Kathrin Diekmeier (94,9 Ringe)
Jugendpokal: Marlene Wittmann (94,9 Ringe)
Königspokal (Vogel): Marco Königkrämer (186 Schuss)
Königsschießen (Vogel): Manuela Horrmann - Zepter (30 Schuss)
Finn Schröer– Apfel (42 Schuss)
Jens Petroll - Krone (60 Schuss)
Tobias Fett – Rumpf (181 Schuss)
25-jährige Vereinsmitgliedschaft: Hubert Aubke, Dietrich Kröger, Volker Rahmeier, Andreas Schöpker, Jens Schröer, Heiko Wortmann
50-jährige Vereinsmitgliedschaft: Ulrich Blömker, Walter Franz
60-jährige Vereinsmitgliedschaft: Günter Huneke
Silberkönig 2025 (25 Jahre, 2000): Marco Königkrämer mit Kerstin Bethke
Goldkönig 2025 (50 Jahre, 1975): Erich Rautenberg mit Käthe Menke
Besonder Verdienste: Sigrid & Jürgen Henkelmann
Karin & Helmut Lindemann
... am Freitag, 5. September
... ab 18.00 Uhr
... Kinderkönig /-in schießen (bis 12 Jahre
... Jugendpokal (13 bis 17 Jahre)
... Vereinsmeisterschaftsschießen Damen und Herren (ab 18 Jahre)
... Königspokalschießen der ehem. Könige /-innen auf dem Vogelstand
... Grillwürstchen und Getränke
... am Samstag, 6. September
... 13.45 Uhr antreten des Vereins
mit Musikverein Lienen auf dem
Festplatz
... ausholen der amtierenden
Königin
... 17.30 Uhr Ehrungen
... ab 18.00 Uhr
Glücksbierschießen
... ab 20.00 Uhr live auf unserem
Festzelt "The Cube" - Partyband
... 20.00 Uhr Gratulation der
Gastvereine
... am Sonntag, 7. September
... 14.00 Uhr antreten des Vereins
mit Musikverein Lienen auf dem
Festplatz
... Kranzniederlegung am
Ehrenmal
... ab 15.00 Uhr
... Cafeteria
... Platzkonzert mit dem
Musikverein Lienen
... Lotterie
... großes Kinderprogramm
... Riesenhüpfburg
... König /-in schießen auf den Vogel
... Schützenparty auf dem Zelt
... König /-in Proklamation
Faszination Schützenfest
„Wo war ich in der Nacht von Freitag auf Montag?“
Münsterland - Schützenfeste werden im Münsterland fast in jedem Dorf gefeiert. Besonders in größeren Städten können sich die Menschen darunter so gut wie nichts vorstellen. Ein Versuch, die Faszination Schützenfest zu erklären.
Man steht gemütlich in einer großen Runde zusammen, auf dem Boden befindet sich ein Tablett, das im besten Fall mit vollen Biergläsern gefüllt ist, und im Hintergrund trommelt der Spielmannszug Preußens Gloria, den Yorkscher Marsch oder ein anderes einstudiertes Stück: Für uns „Hinterwäldler“ aus dem Dorf gibt es nichts Schöneres als das alljährliche Schützenfest. Das Fest aller Feste, wofür die meisten Dorfbewohner mindestens eine halbe Woche ihres Jahresurlaubs opfern - schließlich darf man nichts verpassen. „Schützenfest ist ja nur einmal im Jahr.“ Ein Versuch, den Stadtmenschen die Faszination Schützenfest einmal näher zu bringen.
Generationsübergreifendes Fest
Dass Schützenfest gefeiert wird, ist meistens schon beim Überschreiten der Dorfschwelle sichtbar. Überall hängen Schützenfestfahnen und die Straßenlaternen sind mit Grünzeug geschmückt. Zudem blockiert die örtliche Avantgarde - kurze Erklärung für die Menschen, die mit dem Begriff nichts anzufangen wissen: eine kleine, lautstarke Truppe, die aus vornehmend jungen Schützen zwischen 17 und 30 Jahren besteht - meistens wegen ihres letzten Übungsabends, wo mit harter Arbeit am Feinschliff des Gleichschritts beim Marschieren gearbeitet wird, die Hauptverkehrsader des Dorfes. Die Gefahr, sich beim Schützenfest zu blamieren, wäre ohne Übungsabende schlichtweg zu groß.
Die Faszination am Schützenfest-Feiern lässt sich eigentlich ganz einfach erklären. Egal, ob jung oder alt: Das oft traditionsreiche Schützenfest verbindet alle Generationen miteinander. Denn in der eingangs beschriebenen Situation stehen nicht nur gleichaltrige Schützen oder Schützinnen in der Runde zusammen, sondern auch die Väter oder Mütter, die jahrzehntelangen Freunde der Eltern und oft sogar Personen aus der Generation unserer Großeltern. Studenten, die wegen ihres Studiums in größere Städte gezogen sind, kommen extra für das alljährliche Schützenfest wieder zurück in ihre Heimat und natürlich ist auch das halbe Nachbardorf am Start.
Schützenfest-Virus
Wer noch nie auf einem Schützenfest war, muss auch keine Angst vor dem ersten Besuch haben. Fremde gibt es dort sowieso nicht: Denn bei einer Runde Bier oder zur späteren Stunde auch Schnaps könnte die Integration aller Fremden in die örtlichen Begebenheiten kaum leichter fallen. Schnell wird sich der Städter auch fragen: „Warum habe ich bis zu meinem ersten Schützenfest-Besuch so lange gewartet?“ Wir Dörfler werden ohnehin quasi in den Schützenverein geboren oder schon in ganz frühen Jugendtagen mit dem Schützenfest-Virus infiziert. Getreu nach dem Motto: „Früh übt sich am besten“ laufen wir als kleines Kind an der Hand von Papa, stilecht mit Schützenhut, Stock und den daran befestigten Blumen in Reih und Glied zur Vogelstange, wo dann die Königsanwärter auf den Schützenvogel anlegen.
Wenn man den Dorfgerüchten glauben mag, steht sowieso schon monatelang im Voraus fest, wer der neue Regent werden will. Im Nachhinein wird es meistens dann aber doch jemand ganz anderes. Jedenfalls kann niemand ruhig zu Hause sitzen, während die Schützen auf das hölzerne Federvieh anlegen: Nahezu jeder Dorfbewohner will wissen, wer sich denn zum neuen König machen wird. Dementsprechend schnell verbreitet sich anschließend auch die Nachricht, wer es denn geworden ist. Kein Dorfgerücht ist heißer.
Schlager statt Hip Hop
Schmerzhaft für die Ohren der Stadtmenschen könnte die Musikrichtung auf einem Schützenfest sein: Statt Hip Hop oder trendiger Elektromusik ist auf dem Fest aller Feste Ballermann, Schlager und Discofox angesagt. Da gibt es aber keinen Ausweg. Nicht umsonst kann fast jeder aus dem Dorf den Pur-Party-Hitmix auswendig. Zudem dürfen die Städter ebenfalls nicht zurückschrecken, wenn das Lied „Aloha Heja He“ gespielt wird. Dann heißt es für alle ab auf den Boden, „vor-zurück“, es wird gerudert.
Ist „Atemlos“ in den frühen Morgenstunden das letzte Mal gespielt, geht es erst mal zum nächstbesten Bekannten zum Eieressen. Der Weg dahin ist zwar ohnehin nicht weit, wird aber meistens mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt. Taxen fahren zu der Uhrzeit sowieso nicht mehr.
Sind die drei oder vier Tage Schützenfest dann vorbei, bleiben eigentlich nur zwei Fragen zurück: „Wo war ich in der Nacht von Freitag auf Montag?“ und „Wie überbrücke ich die Zeit bis zum Schützenfest im nächsten Jahr?“
Von Simon Beckmann (Bericht in der WN vom 05.05.2018)